Clio Pocket ist ein Messsystem von der italienischen Firma Audiomatica. Du kannst mit diesem Messsystem alle wichtigen Messungen am Lautsprecher machen.
Hier auf dieser Seite, werde ich euch erläutern, wie man Lautsprecher und Chassis messen kann. Bei Clio Pocket ist ein Mikrofon, Software und alle nötigen Kabel im Lieferumfang enthalten. Was brauchst du an zusätzlichen Equipment um professionell messen zu können?
Das Mikrofon wird in einem Kunststoffröhrchen mit Gummiverschluss geliefert. Schneide das Ende von dem Verschluss ab. Dann bleibt eine Hülse übrig, die du mit Vaseline über das Mikrofon ziehen kannst. Die Hülse hat genau den richtigen Durchmesser für den Mikrofonhalter.
Wir haben die Hülse noch in der Länge aufgeschnitten, damit man die Hülse auch einfach entfernen kann. Wenn nämlich das Mikrofon einmal in der Hülse steckt, bekommt man es nur schwer wieder herausgezogen.
Links ist der Mikrofonständer 210/2 (Mikrofonstativ) von König & Meyer zu sehen. Es gibt günstigere Mikrofonständer auf dem Markt, aber wenn man viel mit dem Mikrofon arbeitet, ist es eine Arbeitserleichterung mit guten Equipment zu arbeiten. An dem Ständer von König & Meyer sind auch Kabelführungen für das Mikrofonkabel. Somit kannst du auch bequem arbeiten ohne den typischen Kabelsalat.
Wir brauchen noch eine Halterung für das dünne Clio Pocket Mikrofon. Auch da werden wir bei König & Meyer fündig. Das Mikrofon ist immer noch zu dünn für diesen Halter, aber im Lieferumfang sind Gummistopfen dabei und diese Stopfen kann man zerschneiden und dann passt das Mikrofon perfekt in den Halter.
Hier der Link zum Clio Mikrofonhalter.
Zum Messen empfehle ich euch noch ein 5 Meter langes geschirmtes Cinch Kabel. Damit kann man weiter entfernt von dem Lautsprecher Messungen machen. Gerade bei Verzerrungsmessungen ist ein großer Abstand und die damit verbundenen geringere Lautstärke eine Erleichterung.
Ich verwende zum Messen den Clio Verstärker in der Audiomatica QC-Box. Aber auch ein anderer linearer Verstärker ist für Messungen brauchbar. Du solltest aber darauf achten, dass man die Klangregelung (Bass, Höhen, Equalizer usw.) umgehen kann (Pure Direct Schalter) bzw. diese auf Neutral stellt.
Der PC bzw. Laptop sollte ein i3 oder besser sein. 1,6 GHz Taktfrequenz und 8 GB RAM sollten auch vorhanden sein. Die Auflösung sollte Full HD sein.
Jetzt kann es eigentlich mit dem Messen los gehen. Ich habe ein paar Videos über die Installation und Grundfunktionen von Clio Pocket gemacht. Schau dir bitte die Videos an und lass mich wissen, zu welchem Thema du noch Videos brauchst.
Daniel Gattig:
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Betreff: Clio Pocket Videos
Im linken Bild könnt ihr die Software Clio Pocket 2.0 nach dem Öffnen sehen.
Als ersten Schritt sollten wir Clio Pocket kalibrieren. Dazu gehen wir oben links im Menü auf den Punkt •Calibration. Dieser Vorgang dauert ein paar Minuten und dann kann man den vollen Umfang von Clio Pocket verwenden. Bitte achtet darauf, dass kein Mikrofon oder Verstärker an das Clio Pocket beim Kalibrieren angeschlossen ist.
Im Clio Pocket ist ein Verstärker eingebaut. Da aber Clio Pocket über USB mit Strom versorgt wird, ist der maximale Ausgangspegel gering. Somit brauchen wir für Messungen an Chassis mit einem geringen Wirkungsgrad, einen zusätzlichen Verstärker. Wir verwenden im Lautsprechershop den Clio Verstärker in der Audiomatica QC-Box. Ihr könnt aber auch einen anderen Verstärker verwenden.
Machen wir als Erstes mit Clio Pocket eine Frequenzgang Messung. Dazu haben wir Clio Pocket an den PC angeschlossen. Die Kalibrierung ist gemacht und anschließend haben wir Mikrofon und Verstärker mit Clio Pocket verbunden. Das Mikrofon geht an den Eingang (IN an der Clio Pocket Box) und der Verstärker ist am analogen Ausgang vom Clio Pocket angeschlossen (OUT). Vom Verstärker legen wir ein möglichst dickes Kabel (hoher Querschnitt) zum Lautsprecher und verbinden den Hochtöner mit diesem Kabel.
Für eine Messung vom Frequenzgang müssen wir ein paar Details beachten und in Clio Pocket einstellen. In diesem Beispiel wollen wir den Hochtöner aus dem Bauvorschlag Peter Mini messen. Wir wollen die volle Auflösung von Clio Pocket verwenden und setzen die Samplingfrequenz auf 96 kHz.
Im oberen linken Bereich (Bild links) von unserem Fenster kann man die Clio Pocket Optionen finden. Den Button drücken und ein neues Fenster Erscheint mit den Optionen.
Uns interessiert gleich der erste Reiter ∏General. Hier können wir unter dem Punkt •Sampling Frequency zwischen 48 kHz und 96 kHz wählen. Wir verwenden für einen Hochtöner 96 kHz Samplingfrequenz und bestätigen unsere Auswahl mit OK. Der Messbereich von Clio Pocket ändert sich nun auf 0 - 40 kHz auf der Frequenzskala.
Wenn ihr mit 48 kHz messt, ist der Frequenzbereich 0 - 20 kHz.
Für die Messung von einem Frequenzgang verwendet Clio Pocket ein Log Chirp Signal. Clio Pocket spielt zwei mal das Signal ab und berechnet daraus den Frequenzgang.
Wir wählen im oberen Menübalken die • Log Chirp Analysis aus und teilen den Bildschirm in zwei Fenster. Im ersten Fenster können wir später den Frequenzgang sehen und in der zweiten Hälfte sehen wir die berechnete Impulsantwort von unserer Messung.
Der geteilte Bildschirm von Clio Pocket ist besonders hilfreich beim "Fenstern" (Zuschneiden) der Impulsantwort. Wir können im unteren Fenster die Zeit (Anfang bis Ende) der Messung ändern und sehen umgehend die Änderungen bei der Frequenzgang Analyse. Somit können wir schnell und einfach störende Reflexionen finden und diese aus der Messung entfernen.
Auf der linken Seite ist der geteilte Bildschirm zu sehen.
Auf der rechten Seite ist der Menübalken zu sehen und der Button für den geteilten Bildschirm ist mit einem roten Pfeil markiert.
Jetzt sind wir schon fast am Ziel und können messen. Wir müssen nur noch die Empfindlichkeit vom Mikrofon einstellen.
Dafür habe ich ein Video vorbereitet.
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Die Ausgangsspannung von unserem Clio Pocket muss noch eingestellt werden. Dazu verwenden wir ein Voltmeter. Das Voltmeter klemmen wir an den Ausgang vom Verstärker parallel zum Chassis. Am Clio Pocket stellen wir einen Sinus Ton mit 1.000 Hz ein und starten den Signalgenerator. Zu Beginn sollten wir mit einem geringen Level starten und das Level kontinuierlich erhöhen, bis wir am Voltmeter 2,83 Volt erreichen.
Bei meiner Messung brauche ich am Clio Pocket eine Ausgangsspannung von 0,162 Volt. Ihr könnt bei euren Messungen auch einfach die Lautstärke von eurem Verstärker erhöhen, bis ihr die gewünschten 2,83 Volt am Multimeter erreicht.
Wir drücken den grüne Play Button in der unteren rechten Ecke und hören unser Messsignal durch den Raum hallen. Ja, leider ist meine Wortwahl nicht rhetorischer Natur. Es gibt in einem kleinen Raum viele Reflexionen und diese Reflexionen können wir auf unserer Messung auch sehr schön sehen. Aber, kein Grund zur Sorge. Clio Pocket kann diese "Störungen" von unserer Messung abschneiden. Der Wermutstropfen bei dieser Aktion ist aber, dass die Messung nicht mehr bis in den unteren Frequenzbereich reicht. Aber zu diesem Problem kommen wir später. Wir wollten ja mit dem Hochtöner anfangen und da brauchen wir den unteren Frequenzbereich erst einmal nicht.
Also, so sollte eure Messung nach ein paar Handgriffen aussehen. Aber, leider müssen wir bis zu diesem Ergebnis noch ein paar Einstellungen machen. Ja, ich weiß, Einstellung hier und Einstellung da. Aber glaubt mir, es wird zur Routine und es ist immer der gleiche Ablauf. Somit, kann man wirklich schnell zum Ziel kommen.
Was müssen wir mit unserer Messung machen, damit wir zu diesem Ergebnis kommen?
Wir müssen die Messung "fenstern". Was soll der Begriff bedeuten?
Der Begriff "fenstern" kommt vom Setzen der Rahmen um die Messung. Wir setzen einen Eingangs- und Ausgangsrahmen und schneiden den vorderen und hinteren Teil der Messung ab. Somit können wir das reine Signal (ohne Reflexionen) freistellen und Clio Pocket berechnet daraus den Frequenzgang.
Wie geht dieses "Fenstern"?
Auf der rechten Seite könnt ihr im oberen Bereich des Bildes, den Frequenzverlauf von dem SEAS Hochtöner 27 TFFNC / G (H1396-04) sehen. Der Hochtöner ist eingebaut in der Peter Mini auf Achse gemessen (0°). Es ist kein Fenster gesetzt und die Messung sieht nicht gut aus.
Im unteren Bereich des rechten Bildes, kann man das unbearbeitete Zeitfenster mit der Sprungantwort sehen.
Jetzt müssen wir den Cursor A aktivieren und den Eingangspunkt setzen. Anschließend mit dem Cursor A den Ausgangspunkt auswählen und bestätigen. Schon können wir einen gewohnt "schönen" Frequenzverlauf sehen.
Wenn ihr auf die Endpunkte der Skala mit der Maus geht und auf die letzte Zahl klickt, könnt ihr direkt einen Wert eingeben. Versucht das gleich einmal auf der Zeitachse mit dem Wert 10 für 10 ms. Die neue Ansicht, macht die Auswahl viel einfacher und ihr könnt die erste Reflexion viel besser erkennen.
Am Ende von unserer Messung müssen wir die Daten speichern und für die Frequenzweichensimulation exportieren. Wir sehen im oberen Balken zwei Symbole mit einer Diskette (in 10 Jahren muss ich hier noch schreiben, was eine Diskette ist).
Die erste Diskette ist zum Speichern von Daten. Die zweite Diskette ist für den Export der Daten.
Beim Speichern sollte man im Namen immer ein paar Details zur Messung einfließen lassen.
PeterMini 0.crp (Peter Mini Bauvorschlag auf Achse gemessen)
PeterMini 1500.crp (Peter Mini Bauvorschlag unter 15 Grad gemessen)
PeterMini 3000.crp (Peter Mini Bauvorschlag unter 30 Grad gemessen)
PeterMini 4500.crp (Peter Mini Bauvorschlag unter 45 Grad gemessen)
[NAME] Leerzeichen [Winkel*100].crp
Der Export unserer Daten ist wichtig für die Simulation der Frequenzweiche in anderen Programmen. Wir verwenden im Lautsprechershop LSP CAD von Ingemar Johansson. Dieses Programm ist sehr gut geeignet für die Entwicklung von vorzüglichen analogen und digitalen Frequenzweichen.
Die Datei sollte in der maximalen Auflösung von Clio Pocket exportiert werden. Die maximale Auflösung bezieht sich hier auf die Anzahl der Messpunkte die exportiert werden. In unserem Beispiel sind es 2048 Punkte. Die Datei wird im ASCII Text Format gespeichert, damit wir die Daten in andere Programme importieren können.
Wir klicken den Button • To File und sind mit dem Export fertig.
Diesen Vorgang müssen wir für jede Messung wiederholen, die wir in einem Simulationsprogramm verwenden möchten. Also bei unserem Beispiel sind es die Messungen:
Jetzt habe wir viel über die Bedienung von der Clio Pocket Software gelernt, aber noch kein Wort ist über die Praxis gefallen. Also, wo stelle ich das Mikrofon auf und wie positioniere ich den Lautsprecher.
Fangen wir mit dem Lautsprecher an. Zum Messen sollte der Lautsprecher in der Mitte der Raumhöhe positioniert werden. Dazu verwenden wir einen Ständer von König & Meyer. Ihr könnt aber auch einen Tisch mit ein paar Büchern oder einen Stuhl verwenden. Der Lautsprecher sollte von jeder Wand mindestens 1 Meter entfernt stehen.
Das Mikrofon stellen wir 1 Meter entfernt vom Lautsprecher auf. Mit einem Metermaß messen wir die Höhe von unserem Lautsprecher. Genauer gesagt, messen wir die Höhe zwischen Hochtöner und Mitteltöner. Dann gehen wir mit unserem Metermaß zum Mikrofon und stellen das Mikrofon auf die entsprechende Höhe ein.
Anschließend richten wir das Mikrofon auf den Lautsprecher aus. Dabei stelle ich mich immer an das Ende vom Mikrofon-Stativ und ziele mit dem Auge vom Ende des Stativs über das Mikrofon auf den Hochtöner.
Erinnert immer ein wenig an eine Schießübung von der Bundeswehr ;-) . Wenn wir diesen Vorgang beendet haben, messen wir noch einmal alle Abstände und können den Messvorgang starten.
Rechts habe ich euch ein Bild aufgenommen mit dem Blick über Kimme (Mikrofon-Stativ-Ende) und Korn (Mikrofon).
Mit einem Kreuz-Linien-Laser kann man das Ende vom Stativ und das Mikrofon und den gewünschten Punkt zwischen den Chassis mit einer Ausrichtung vom Laser genau justieren.
Damit wir die Messungen unter Winkel machen können, haben wir einen Drehteller (TV-Drehteller) gekauft. An den Drehteller haben wir dann die Markierungen für die Winkel geschrieben. Gern könnt ihr auch in 5 Grad Schritten messen.
Bei der Messung vom Tieftöner gehen wir die gleichen Schritte wie beim Hochtöner noch einmal durch. Also, wir richten unseren Lautsprecher auf die 0° Position aus und schauen über unser Mikrofon ob alles auf einer Achse ist. Anschließend machen wir unsere Messungen und speichern und exportieren unsere Ergebnisse.
Wenn wir die Impedanz von einem Chassis messen, müssen wir uns vor Augen führen, dass es sich um ein dynamisches System handelt. Will sagen, beim Ein- und Ausschwingen der Membrane ändert sich die Position der Spule im Luftspalt und auch der Widerstand verändert sich. Somit haben wir einen Frequenzgang abhängigen Widerstand und müssen als Ergebnis eine Funktion (Graph) erhalten und keinen statischen Wert.
Bei vielen anrufen von Kunden bemerke ich immer, dass dieser Umstand bei der Entwicklung oftmals vernachlässigt wird. Gerade im Verbund mit der Frequenzweiche dürfen wir die Impedanz von den Chassis nie aus dem Auge verlieren. Weil der schönste Frequenzgang von einem Lautsprecher hilft wenig, wenn der Verstärker nach ein paar Tönen abschaltet weil die Impedanz von unserem Lautsprecher so gering ist, das der Verstärker in seinen Schutzmodus wechselt und die Wiedergabe verweigert.
Also, müssen wir am Clio Pocket umstecken und den Frequenzgang abhängigen Widerstand von unseren eingebauten Chassis messen.
Wir haben ein Cinch Kabel mit zwei Krokodilklemmen an einem Ende und verbinden die Klemmen mit dem Kabel vom Hochtöner aus unserer Peter Mini. Am Clio Pocket stecken wir den Cinch Stecker in den Ausgang (OUT).
Bei der Software müssen wir die Loopfunktion aktivieren und das Mikrofon ausschalten.
Wir öffnen das Log Chirp Menü und wählen unter dem Punkt • Units die Einheit Ohm aus. Jetzt können wir unseren Play Button drücken und unser Hochtöner wird gemessen.
Den gleichen Vorgang wiederholen wir mit dem Mitteltöner. Wir verbinden die rote Krokodilklemme mit dem roten Kabel vom Mitteltöner und die schwarze Krokodilklemme mit dem schwarzen Kabel vom Mitteltöner.
Das Ergebnis speichern wir und exportieren es in der höchsten Auflösung.